Die Schlucht des Tarn im französischen Zentralmassiv gehört zu den schönsten Flusslandschaften Südfrankreichs. Zwischen steil aufragenden Kalksteinwänden fließt der Fluss durch eine atemberaubende Kulisse und bietet ein grandioses Paddelerlebnis – erst recht mit einem Packraft, wie Gerhard Czerner mit seinem Bericht eindrucksvoll beweist.

Die Cevennen, eine der eindrucksvollsten und unberührtesten Regionen Frankreichs, erstrecken sich im Süden des Landes zwischen den Departements Lozère, Gard, Ardèche und Hérault. Sie sind ein Paradies für Abenteurer, Wanderer und Naturfreunde und bieten eine einzigartige Mischung aus rauer Schönheit, kulturellem Erbe und mediterraner Lebensweise. Wer die Natur liebt, findet hier eine faszinierende Welt aus tiefen Schluchten, steilen Kalksteinfelsen, dichten Kastanien- und Eichenwäldern sowie sanften Hochplateaus.
Der Nationalpark Cevennen, der zum UNESCO-Welterbe gehört, schützt eine außergewöhnlich reiche Flora und Fauna – darunter seltene Greifvögel, Wölfe und Wildkatzen. Die Region ist zudem von spektakulären Höhlensystemen durchzogen, darunter die Grotte de Dargilan und die Aven Armand mit ihren riesigen Tropfsteinformationen. Letztere liegt unmittelbar oberhalb der Gorges du Tarn.
Nicht zuletzt sind die Cevennen ein Traumziel für Outdoor-Enthusiasten. Die Möglichkeiten für Sport und Abenteuer sind nahezu unbegrenzt. Unter anderem führt der berühmte Stevensonweg (GR 70), benannt nach dem schottischen Schriftsteller Robert Louis Stevenson, durch das Herz der Cevennen und gilt als einer der schönsten Fernwanderwege Frankreichs.
Doch Isabella und ich sind nicht zum Wandern hier. Uns lockt ein anderes Naturspektakel: die tief in das Zentralmassiv eingeschnittene Gorges du Tarn, die Tarnschlucht. Auf über 50 Kilometern Länge hat sich der namensgebende Fluss bis zu 500 Meter tief in die Karstebenen der Causses – wie die Kalk-Hochebenen genannt werden – hineingegraben. Das Wasser dringt tief in die Kalkschichten ein und höhlt das Gestein regelrecht aus. So sind tiefe Schluchten entstanden, die das ursprüngliche, zusammenhängende Hochplateau in einzelne Blöcke zerschneiden. Die tiefen Täler von Lot, Tarn, Jonte, Dourbie und deren Zuflüsse bilden die natürlichen Grenzen der einzelnen Causses.
Schon die ersten Blicke vom Rand der Hochebene in die Schlucht beeindrucken uns. Die senkrechten Felswände machen die Region zu einem Hotspot für Kletterer. Unzählige Routen bieten Klettervergnügen – von leichten Einstiegen bis zu anspruchsvollen Überhängen. Für uns bilden sie die majestätische Kulisse für eine Packraftingtour.
Steil windet sich die Straße in engen Kehren in die Tiefe. Auf dem Campingplatz Les Osiers richten wir uns gemütlich ein – nur eine von vielen Möglichkeiten, um sich direkt neben dem Fluss einen atmosphärischen Stellplatz für Zelt oder Wohnmobil zu sichern.
Ins Wasser!
»Lass uns gleich mal ins Wasser springen!« Isabella packt begeistert ihr Handtuch und wir spurten die wenigen Meter zum Fluss. Smaragdgrünes Wasser empfängt uns mit angenehmer Temperatur. »Das ist genau das Richtige nach der langen Fahrt.« Vergnügt tauche ich unter.
Es ist Juli, daher ist der Wasserstand eher niedrig, das Wasser dafür wohltemperiert. Der Schwierigkeitsgrad unserer Tour wird in den nächsten Tagen selten über Eins hinausgehen – im Frühjahr mit hohem Wasserstand kann das jedoch ganz anders aussehen.
Noch am Abend laden wir die leichten Packrafts aus dem Auto. Jedes bringt nicht einmal drei Kilogramm auf die Waage. Auch unsere restliche Ausrüstung halten wir bewusst klein und leicht. Unser Plan: eine zweitägige Tour, mit einer Übernachtung, bis zum unfahrbaren Teil der Schlucht, dem »Pas de Soucy«. Dort müssten wir umtragen, um weiter bis nach Le Rozier paddeln zu können. Da wir unsicher sind, wie sich der verblocktere untere Abschnitt bei aktuellem Wasserstand verhält, werden wir davor aussteigen.
Übernachtungsplätze haben wir nicht vorab reserviert – entlang der Strecke gibt es alle paar Kilometer Möglichkeiten, und wir wollen flexibel bleiben. Die Wetteraussichten für die nächsten Tage sind sommerlich, warm und trocken. Die dünnen Schlafsäcke und kleinen Isomatten passen mit der gesamten Ausrüstung in einen wasserdichten Packsack. Ich freue mich über das minimale Gepäck. »So habe ich mir das vorgestellt – einfach und unkompliziert reisen.«
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