Stand-Up-Paddeln in den Grachten von Amsterdam, Wellenreiten und Strandleben vor den Toren der Metropole und ein Paddelausflug in die charmante Altstadt von Haarlem – so funktioniert Niederlande-Sightseeing per SUP-Board.

Keine Bewegung auf dem Wasser, kein Wind, keine Welle. Es ist noch zu früh am Morgen und in den Grachten ist es ruhig. Oben, entlang der Kanäle, hat die Rad-Rush-Hour hingegen schon eingesetzt: junge Menschen auf Hollandrädern, in Business-Outfits und schicken Gummistiefeln. Für den Nachmittag ist Regen vorhergesagt – man ist vorbereitet. Noch ein kurzes Frühstück in einem der gemütlichen Cafés, bevor der Arbeitstag beginnt.
Jesús und ich sind seit gestern Nachmittag in Amsterdam. Warum um alles in der Welt kann ich mir jetzt schon vorstellen, hier zu leben? Meine Fantasie begleitet die Radler auf ihrem Weg zum Arbeitsplatz, der sich bestimmt in einem dieser alten, restaurierten Gebäude im Industrial-Style befindet. Oder in einem Co-Working-Space, zentral gelegen, mit Yoga-Studio und Grachten-Blick. In der Mittagspause setzt man sich ans Ufer oder schlendert über den Blumenmarkt. Tulpen aus Amsterdam – das Klischee wartet an jeder Ecke. Und ist viel weniger kitschig als befürchtet.
SUP-Spots rund um Amsterdam
Ich bin zum ersten Mal in der Metropole an der Amstel. Und die Amstel sowie das verzweigte Grachtensystem um sie herum wird unser hauptsächlicher Aufenthaltsort für die nächsten Tage sein. Für heute haben wir eine »SUP-Experience « geplant, die von unserem Hotel, dem Avani Museum Quarter, angeboten wird.
Wir starten bei Yannicks lässiger Surfer-Bude an der Sloterkade. Von hier paddeln wir vorbei an liebevoll dekorierten Hausbooten Richtung Stadtmitte. Wir biegen in die Spiegelgracht ab, die ich gestern beim Spaziergang schon zu meinem Lieblingskanal erklärt hatte. Die Geschichte der Stadt gleitet lautlos an uns vorbei. Ikonische Giebelhäuser, schmal, mit prächtigen Fassaden und steilen Treppengiebeln. Teilweise muss man schon zweimal hinschauen, um seinen Augen zu trauen, wie schief die Gebäude in alle Richtungen kippen.
TIPP der Autorin
Amsterdam erleben mit der City-Card: Mit der »I amsterdam City Card« lassen sich viele Attraktionen kostenlos erleben, beispielsweise eine Grachtenfahrt, zahlreiche Museen wie das Grachtenmuseum oder der A’DAM Lookout. Zudem ermöglicht die Karte unbegrenzte Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Preis z.B. 108 Euro für 72 Stunden. Erhältlich ist die Karte im »I amsterdam«-Store am Hauptbahnhof. iamsterdam.com
Die Häuser stammen aus dem 17. Jahrhundert, dem Goldenen Zeitalter, als Amsterdam vom »Dorf auf einem Damm an der Amstel« zur mächtigen Handelsmetropole heranwuchs. Der Aufschwung basierte auf dem florierenden Geschäft der Niederländer mit Kolonialwaren. Amsterdamer Kaufleute schlossen sich 1602 zur Niederländischen Ostindien- Kompanie und später zusätzlich zur Westindien-Kompanie zusammen. Bis Ende des 17. Jahrhunderts entwickelte sich Holland zur führenden Seehandelsnation. Amsterdam war geprägt von Reichtum, von einer für die damalige Zeit ungewöhnlichen Wissenschafts- und Religionsfreiheit sowie von einem aufgeklärten Bürgertum. Diese einmalige Konstellation zog Kaufleute an, aber auch Gelehrte, Künstler, Handwerker.
Um der explodierenden Einwohnerzahl Herr zu werden, begannen Ingenieure und Stadtplaner schon 1612 mit dem Bau des berühmten Grachtengürtels. Sumpfgebiete wurden entwässert, hunderttausende Holzpfähle als Fundamente in den sandigen Boden geschlagen. Binnen 40 Jahren entstand ein Netz aus Kanälen, das sich im Halbkreis um die Altstadt legt. Die großen Hauptkanäle – Heren-, Keizers-, Prinsenund Singelgracht – wurden von 160 Querkanälen ergänzt, die die Stadt wie ein feines Gewebe durchziehen. Ein städtebauliches Gesamtkunstwerk mit doppelt so vielen Wasserwegen wie Venedig.
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