Wir stehen am Ebro und versuchen, nicht allzu enttäuscht zu sein. Denn eigentlich hatten wir auf ein deutliches Mehr an Frühling gehofft, als jetzt hier tatsächlich herrscht. Wir sind recht optimistisch gewesen, dass sich die zwei Breitengrade südlicher bemerkbar machen werden, auch wenn es erst Anfang Februar ist. In der zurückliegenden Woche hatten wir im Süden Frankreichs einige Flüsse unter unsere Boards bekommen und dabei großes Glück mit dem Wetter gehabt.
Vor Ort in Spanien wirkt nun alles eher grau und trist. Vom blühenden, grünen Frühling sind wir hier noch einige Zeit entfernt. Dazu gesellt sich eine allgemein eher durchwachsene Wetterlage. Als bleiernes Einheitsgrau spannt sich der Himmel über uns und so tendiert unsere Motivation, in den nächsten Tagen auf dem SUP-Board zu stehen, gegen Null. Zudem knurrt der Magen. Das spartanische Frühstück hat längst seine sättigende Wirkung verloren und mit Hunger soll man ja bekanntlich keine Entscheidungen treffen bzw. Pläne schmieden.
Also machen wir uns auf die Suche nach der nächsten Tapasbar. Anders als das Wetter, enttäuscht uns Spanien unter dem kulinarischen Aspekt ganz und gar nicht. Als wir wenig später unsere Teller geleert haben, können wir konstatieren, dass der Anblick in der Auslage voll und ganz dem Geschmack entspricht – einfach lecker! Mit gefülltem Magen fällen wir eine Entscheidung und ändern unseren Plan. Wir verschieben das Projekt, den Ebro auf seinen letzten Kilometern bis ins Meer zu paddeln, auf unsere Rückreise und starten nun erst einmal weiter in Richtung Süden, der Sonne entgegen.
ALLER ANFANG IST SCHWER
Knapp drei Wochen später sieht die Welt schon ganz anders aus. Wir stehen wieder am Ufer des Ebro und diesmal passt einfach alles. Ein blauer Himmel mit vereinzelten weißen Wolken spannt sich über uns und alles grünt und blüht. Genau so haben wir uns das für unsere Tour auf dem zweitgrößte Fluss der Iberischen Halbinsel gewünscht und vorgestellt. Erleichtert sind wir aber vor allem darüber, dass der Ebro genug Wasser führt. Nach der Staumauer von Flix passen die Bedingungen, um auf ihm paddeln zu können.
Der Abschnitt direkt oberhalb hätte sich aus unserer Sicht nicht gelohnt. Unterhalb des Stauwehrs von Ribarroja wäre ein Zustieg zwar möglich gewesen, aber so richtig begeistern konnte uns diese Etappe nicht. Außerdem fehlt jegliche Strömung – nichts für faule Flusspaddler wie uns, die die Kraft des Wassers gerne nutzen. Zudem verliert der Ebro kurz vor Flix jeden Charme, hat sich hier doch einiges an chemischer Industrie angesiedelt und so wirkt der Fluss nicht allzu einladend.
Also wählen wir das kleine Städtchen Flix als Startpunkt. Hier mäandert der Ebro in einer großen Schleife um das kleine Städtchen und das mächtige Castillo de Flix, eine dreieckige Festung rund um einen Turm, die über dem Fluss thront. Soweit unser Plan. Aber wie so oft liegt der Teufel im Detail. Denn so sehr wir auch suchen, wir finden keinen geeigneten Einstieg, um zu starten. Die Ufer sind steil und mit sehr dichtem, vor allem dornigen Buschwerk bewachsen. Es findet sich für uns kein wirklich gangbarer Weg, um mit unserer Ausrüstung zum Fluss zu gelangen.