Die Weser ist der einzige Fluss Deutschlands, dessen Verlauf und Einzugsgebiet vollständig im Bundesgebiet liegt. Das allein ist schon Grund genug, auf dem Strom zu paddeln. Reiner Wandler hat zudem echte Gastfreundschaft kennengelernt.
So könnten die Tage auf einer Kanutour immer anfangen. Punkt acht Uhr in der Frühe steht der Gehilfe des Kapitäns der Gierseilfähre in Großenwieden mit zwei großen Tassen Kaffee vor unserem Tipi. Wir hatten am Vorabend unser Camp gleich neben dem Fährhäuschen mit Getränkekiosk hier an der rechten Weserseite am Flusskilometer 151,9 aufgeschlagen.
Kaum fertig mit dem Aufbau, gingen wir hinüber zu der kleinen Gruppe von Männern, die uns von ihrer schattigen Bank beim Feierabendbier interessiert beobachtet hatte. »Einen Geldautomaten?« – »Gibt es nicht.« – »Eine Kneipe am Ort?« – »Ruhetag.« – »Im Kiosk mit Karte bezahlen?« – »Nö.«
Schlecht, dachten wir, und hatten nicht mit der Gastfreundschaft des Fährkapitäns gerechnet. Er nahm die paar Cent, die ich noch im Geldbeutel fand, und stellte uns dafür zwei Flaschen Bier auf den Tisch. Wir begannen zu kochen. Kaum war das Bier alle, wurden wir zur nächsten Runde eingeladen. »Fühlt auch wie zu Hause«, sagte der Kapitän noch, bevor er sich, als es dunkel wurde, verabschiedete.
Wir genossen noch ein wenig den lauen Abend mit Sicht über den Fluss, bevor auch wir uns in die Schlafsäcke verkrochen. Hinter uns lagen zwei lange Tage auf der Weser und vor uns weitere 30 Kilometer bis zum Kurstädtchen Vlotho an der Porta Westfalica, wo wir aussetzen würden.
WESER, DIE ZWEITE
Es ist für uns der zweite Ausflug auf die Oberweser. Wie immer auf der Rückreise von Skandinavien nach Madrid, wo wir wohnen, paddeln wir auf einem Fluss in Deutschland, um die lange Fahrt nach Hause angenehmer zu machen. Im Vorjahr sind wir die 90 Weser-Kilometer von Hannoversch Münden bis Heinsen gepaddelt. Es hat uns so gut gefallen, dass wir nun die restliche Oberweser von Heinsen nach Vlotho befahren.