Die Aller in Niedersachsen ist ein oft übersehenes Paddelparadies. Wer sein Kanu in Gifhorn einsetzt, findet auf den fünf bis sechs Tagesetappen bis Verden die perfekte Mischung aus idyllischer Flusslandschaft, historischen Stadtkernen und echter Einsamkeit.
Der Tag beginnt anders als geplant. Als ich die Schiebetür des Campers auf dem Wohnmobil-Stellplatz am Sport- und Freizeitbad Allerwelle öffne, mischt sich ein tiefes Grollen in die frische Morgenluft und es dauert keine halbe Stunde, bis der Regen heftig gegen die Scheiben prasselt und Blitze über den Himmel zucken.
Eigentlich bin ich in den Osten Niedersachsens, genauer gesagt in das Städtchen Gifhorn, gereist, um für ein paar Tage auf der Aller zu paddeln. Nun aber heißt es, sich erst einmal ein wenig zu gedulden, bis der Himmel seine überschüssige Energie losgeworden ist. Geschützt vor den Elementen lässt es sich zwar gut aushalten, trotzdem bin ich froh, als sich das Wetter gegen Mittag beruhigt. Bald haben sich die schweren Regenwolken verzogen und ein erster zaghafter Sonnenstrahl durchbricht die Wolkendecke.
Die Wolken weichen
Als ich zum Ufer des nahegelegenen Schlosssees laufe, liegt der Duft von feuchter Erde und frisch erblühten Wiesenblumen in der Luft. Der Sommer steht in den Startlöchern und der Regen hat das frische Grün zum Leuchten gebracht. Daraus erheben sich am gegenüberliegenden Ufer eine Reihe unterschiedlicher Mühlen als Zeugen einer anderen Zeit.
Das Internationale Mühlenmuseum Gifhorn ist ein wahres Juwel mit einem bunten Sammelsurium, von der holländischen Windmühle bis zur russischen Bockwindmühle. Jede Mühle hat ihre ganz eigene Geschichte und so fühlt sich der Rundgang fast wie eine kleine Weltreise an. Anschließend schlendere ich weiter zum Gifhorner Schloss. Denn obwohl Gifhorn nur kurz Residenzstadt war, kann es ein wirklich prächtiges Schloss im Stil der Weserrenaissance vorweisen. Hinter der strahlend-hellen Fachwerkfassade, mittlerweile lacht die Sonne von einem blauen Himmel, öffnet das historische Museum seine Türen und lädt Besucher dazu ein, die Geschichte des Landkreises und das Leben am herzoglichen Hof zu entdecken.
Zum Abschluss des kurzweiligen Stadtrundgangs nehme ich in der charmanten Altstadt in einem der Straßencafés Platz und freue mich beim Blick auf die hübschen Fachwerkfassaden darauf, dass es nun endlich losgehen kann. Die Aller ruft und laut Wetterbericht sind in den kommenden Tagen keine weiteren Gewitter, dafür aber warme Sommertemperaturen zu erwarten.