Wenn im Frühjahr die Schneeschmelze einsetzt und es dazu noch regnet, ist der Moment gekommen, in dem man den Blick nicht von der Pegel-App abwenden sollte. Denn bei einem solchen Wetter laufen die Flüsse der deutschen Mittelgebirge, auch die im Schwarzwald, zu Hochtouren auf. Christian Zicke hat die Gelegenheit für eine Fahrt auf der Murg genutzt.
Es regnet, es schneit, draußen ist es dunkel und bitterkalt. Es sind wärmere Temperaturen vorhergesagt, jedoch mit weiterem Regen. Das ist der Moment, in dem man die Pegel-App fest im Blick haben sollte. Vor allem dann, wenn Schmelze und Pegelregen zusammenkommen. Denn bei einem solchen Wetter laufen die Flüsse der deutschen Mittelgebirge, auch die im Schwarzwald, zu Hochtouren auf.
Schon viel haben wir gehört von den berüchtigten Schwarzwald-Bächen. Von abgefrorenen Fingern beim Versuch, abgetriebene Kajaks aus Baumverhauen oder Büschen zu ziehen, vom eiskalten Wasser und von messerscharfen Felsen, die im dunklen Wasser lauern. Dies alles macht nicht gerade Lust auf sechs Stunden Anfahrt durch Schneegestöber vom anderen Ende der Republik.
Doch es gibt auch andere Berichte. Von fairen Wasserfällen in einer Landschaft wie in Hobbington aus »Herr der Ringe«, mit immergrünem Rhododendron über sanftem Moos. Von rundgelutschten Felsblöcken, glatt geschliffen bereits in der Eiszeit, garniert mit moosigem Wasser in einem breiten, offenen Flussbett. Das klingt selbst für weit gereiste und verwöhnte Vielpaddler nach einem Schmankerl, aber nicht wirklich nach Paddeln in Deutschland…
Noch grundsätzlich skeptisch, laden wir die Kajaks auf das Auto. Bereits seit einigen Tagen laufen alle Flüsse im Schwarzwald über die Ufer. Deshalb hat auch die berühmte Murg einen guten Pegel. Und auch der Geroldsauer Wasserfall, von dem hier die Rede ist, soll einen nahezu perfekten Pegel haben. Obwohl für die nächsten Tage Dauerregen angesagt ist, sind wir motiviert. Denn es soll warm werden, bis zu fünfzehn Grad – und das Anfang Februar! Also düsen wir los, in aller Herrgottsfrühe, denn wir wollen keinen Tag verlieren und noch am Mittag an der Murg einbooten.